DTB-Mitgliederversammlung: Strukturreform vor der Umsetzung
Der Deutsche Tennis Bund ist auf dem Weg zu einer Professionalisierung seiner Strukturen ein gutes Stück vorangekommen. Bei der 71. Ordentlichen Mitgliederversammlung des Dachverbandes im Dorint Hotel Sanssouci in Potsdam thematisierte Präsident Ulrich Klaus in seiner Rede vor rund 200 Delegierten aus den 17 Landesverbänden die geplanten Reformen.
„Professionelle Strukturen sind eine unablässige Notwendigkeit für eine erfolgreiche Zukunft und die Grundlage unserer Förderwürdigkeit. Ein Satzungsentwurf liegt nach intensiver Arbeitskreistätigkeit vor, bedarf jedoch noch redaktioneller Änderungen“, sagte Ulrich Klaus (Foto). Im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung sollen Mitte nächsten Jahres die Satzung sowie die Geschäftsordnung des Dachverbandes so angepasst werden, dass zur Mitgliederversammlung 2020 entsprechend der neuen Struktur gewählt werden kann.
Ebenfalls kurz vor der Umsetzung sei die schon seit längerem geplante Reform des Leistungsklassen-Systems. Ab dem 1. Oktober 2020 sollen Spielerinnen und Spieler stets ihren aktuellen Punktestand und ihre Leistungsklasse mit einer Nachkommastelle einsehen können. Neben weiteren Neuerungen würden auch die Doppelergebnisse künftig adäquat in die LK-Bewertung einbezogen.
Begonnen hatte die Sitzung in Potsdam mit einem Grußwort von Andreas Gerlach, dem Vorstandsvorsitzenden des Landessportbundes Brandenburg. Anschließend gab es einen Gastvortrag von Stephan Mayer, dem Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat: „Funktionäre tragen dazu bei, dass die Dinge funktionieren“, begann er seine Ausführungen und dankte den Anwesenden für ihr ehrenamtliches Engagement. „Tennis steht vor vielen Herausforderungen, aber ich bin überzeugt, dass der Sport eine große Zukunft hat. Neue Formate wurden geschaffen, um die Attraktivität des Spiels zu erhöhen. Ich möchte Ihnen Mut zusprechen, den Weg der Professionalisierung und Strukturveränderungen weiter zu gehen.“
Weiterhin ging er auf die Nachwuchsförderung des Deutschen Tennis Bundes ein und lobte die hervorragende Struktur der Bundesstützpunkte. Diese würden entsprechend finanziell unterstützt, ebenso wie dem gesamten Sport in diesem Jahr ein Rekordhaushalt zur Verfügung gestanden habe. „Es wird im kommenden Jahr eine weitere Steigerung geben. Aber finanzielle Mittel sind nicht alles. Wir wollen mit der DOSB-Leistungssportreform, die weiter vorangetrieben wird, Strukturen verändern. In deren Zentrum stehe das Wohl des Athleten. Das ist der richtige Weg, damit Deutschland seine Stellung als wichtige Sportnation behält.“
Nach der Entlastung des Präsidiums und der Genehmigung des Haushaltes für 2020 folgte eine Reihe von Änderungsanträgen, u.a. im Bereich der Satzung, der Turnierordnung und der Wettspielordnung. So wurde der Internationale Tennis Club von Deutschland als assoziiertes Mitglied in der DTB aufgenommen. „Wir wollen einen positiven Beitrag auf dem Gebiert der Traditionspflege leisten und eine Brücke zwischen ehemaligen Profis und Funktionären schlagen“, so dessen Präsident Alexander Kurucz.
Bei der Mitgliederversammlung wurden auch wieder einige verdiente Persönlichkeiten aus dem Tennissport mit Ehrungen gewürdigt. Ulrich Lange, der langjährige Präsident des Württembergischen Tennis Bundes, wurde von den Delegierten ebenso zum Ehrenmitglied des Deutschen Tennis Bundes ernannt wie Dr. Manfred Weber, der ehemalige Präsident des Tennisverbandes Mittelrhein. Auch ein früherer Tennisprofi darf sich ab sofort Ehrenmitglied des mitgliederstärksten Tennisverbandes der Welt nennen: Rainer Schüttler, Silbermedaillengewinner im Doppel bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen, wurde von den Delegierten in Potsdam unter Beifall gewählt – und von Präsident Ulrich Klaus als neuer Fed Cup-Kapitän vorgestellt. „Es ist eine große Ehre für mich“, sagte Schüttler. „Ich habe zehn Jahre für Deutschland im Davis Cup gespielt und viele tolle Erinnerungen an den Mannschaftswettbewerb. Es ist schön, die vielen positiven Entwicklungen im DTB zu sehen. Ich freue mich auf meine neue Aufgabe als Fed Cup-Kapitän.“
Die silberne Ehrennadel erhielten unterdessen Gerti Straub (Westfalen) und Nicolas Sanchez de la Torre (Niedersachsen-Bremen) aus dem Ausschuss für Jugendsport sowie der Vorsitzende des DTB-Sportgerichts, Dr. Wolfgang Steinmetz (Hamburg).
Als Trainer des Jahres ausgezeichnet wurde in Potsdam Jan de Witt. Der 54 Jahre alte Ostwestfale erwarb 1994 die DTB-A-Trainer-Lizenz. Es war der Startschuss für eine Karriere, die ihn um die ganze Tenniswelt führte. Seine Schützlinge waren zunächst unter anderem die Davis Cup-Spieler Michael Kohlmann und Christopher Kas. Später trainierte er internationale Profis wie Gilles Simon, Gael Monfils, Viktor Troicki und Jarkko Nieminen, die er allesamt bis in die Top 20 der Welt führte. Derzeit arbeitet er mit Nikoloz Basilashvili zusammen, der 2018 und auch 2019 am Hamburger Rothenbaum triumphierte.
Offiziell in den Ruhestand verabschiedet wurde nach 27 Jahren als Bundestrainer und Ausbildungsleiter Hans-Peter Born. Der Wahl-Kölner bildete ganze Generationen von Trainern aus und sorgte mit seiner Hingabe und Begeisterung dafür, dass der Bereich Ausbildung und Training im Deutschen Tennis Bund auf ein international anerkanntes Level gehoben wurde.
Zudem wurden die punktbesten Vereine des Nürnberger Club-Race geehrt. Über den Siegercheck in Höhe von 2.500 Euro durfte sich in diesem Jahr die Tennisabteilung des SV Bayer Wuppertal freuen. Bemerkenswert: Die 19.975 Punkte des im Tennis-Verband Niederrhein ansässigen Vereins wurden ausschließlich von Jugendlichen gesammelt. Die zweit- und drittplatzierten Vereine sind der Kölner THC Stadion Rot-Weiß (18.935 Punkte, Tennis-Verband Mittelrhein) und der MTTC Iphitos München (18.410 Punkte, Bayerischer Tennis-Verband). Ebenfalls zur DTB-Mitgliederversammlung eingeladen wurde Ingo Philipps von der SG Rodenberg. Der 65-Jährige stellte mit 13.130 Punkten einen neuen Rekord auf.
Die nächste Mitgliederversammlung des Deutschen Tennis Bund findet am 15. November 2020 in Köln statt.
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