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30. Mai. - 02. Juni 2024
Wenn aus Zuversicht Gewissheit wird

Tristan Reiff ist erstmals rheinland-pfälzischer Tennismeister. Im Finale der beiden topgesetzten Konkurrenten setzt sich der Bad Emser gegen Max Amling (Ludwigshafen) mit 5:7, 6:3 und 10:7 durch.

Tristan Reiff wurde am vergangenen Wochenende Rheinland-Pfalz-Meister in Mainz ©Hermann Recknagel

Mainz. Tristan Reiff hat seinen Worten Taten folgen lassen. Den Worten, die er vor einem Jahr nach dem gegen Steffen Hillenmeier verlorenen Finale der Rheinland-Pfalz-Meisterschaften gesprochen hatte: „Ich hoffe und bin zuversichtlich, dass ich im nächsten Jahr den nächsten Schritt machen und die Rheinland-Pfalz-Meisterschaften gewinnen kann.“

Knapp zwölf Monate später schlug die Zuversicht in Gewissheit um. Der 21 Jahre alte Spieler des TC Blau-Weiß Bad Ems bezwang im Jubiläumsendspiel – zum 25. Mal hintereinander richtete der TSC Mainz die Titelkämpfe aus – Max Amling (BASF TC Ludwigshafen) mit 5:7, 6:3 und 10:7. Das hochklassige Match der beiden topgesetzten Spieler, Amling als deutsche Nummer 156 an eins, Reiff (DTB-168) dahinter, bildete den würdigen Abschluss einer an sehenswerten Duellen nicht armen Meisterschaft.

Für den Unterlegenen stellte dies keinen Trost dar, aber Amling zeigte sich schon kurz nach dem letzten Ballwechsel zu einer klaren Analyse in der Lage, in der er Reiffs Sieg als verdient bezeichnete. „Er war von der Grundlinie konstanter, etwas aggressiver und hat weniger Fehler gemacht“, sagte er. „Und klar, im Matchtiebreak ist es immer auch ein bisschen Glückssache, aber auch hier hat er die wichtigen Punkte geholt.“

Reiff ging mit dieser Einschätzung d’accord. Auch bezüglich des Faktors Glück im dritten Durchgang. „Das brauchst du, wenn ein Matchtiebreak so knapp ausgeht, und ich hatte es bei zwei schwierigen Bällen, die im Feld gelandet sind“, sagte der Bad Emser. Dass das Finale eine enge Angelegenheit werden würde, damit hatte er gerechnet. „Voriges Jahr im Halbfinale war es ja nicht anders“ – damals setzte er sich gegen den noch für den TC Mutterstadt spielenden Amling mit 3:6, 7:5, 10:8 durch. 

Diesmal hatte der Bad Emser den Gewinn des ersten Satzes vor Augen, als er aus einem 2:3 ein 5:3 machte. Doch die Aussicht, die halbe Miete einzufahren, ließ ihn eher verkrampfen, als dass sie in beflügelte. „Ich war etwas zu angespannt“, sagte er.

Zudem setzte Amling in den folgenden vier Spielen seine vielleicht beste Waffe an diesem Tag, den weichen Vorhandstopp auch aus einer harten Rallye heraus, mehrmals erfolgreich ein. „Meine Stopps sind immer relativ gut“, sagte er, „aber viel öfter kann ich sie nicht einsetzen, wenn sie effektiv bleiben sollen. Das wäre zu auffällig, der Gegner könnte sich zu leicht darauf einstellen.“ Zumal Reiff und er einander ohnehin kaum überraschen können: „Wir kennen uns, seit wir 13 sind. Umso wichtiger ist es, abwechslungsreich zu spielen.“

Den ersten Durchgang erneut gedreht und für sich entschieden zu haben, verlieh dem noch ein Studienjahr in den USA verbringenden Amling („Nach drei Jahren in Texas geht es jetzt nach New York“) keine Sicherheit. Im Gegenteil: Zu Beginn des zweiten Satzes schien Reiff ihn regelrecht auseinanderzunehmen. Der Bad Emser traf alles, dem Pfälzer unterliefen viele Fehler, zig lange Bälle feuerte er ins Aus. „Bis zum 0:3 ging das ziemlich schnell“, bestätigte er, „danach habe ich mich zum Glück gefangen.“

Amling, der erstaunlicherweise komplett ohne schlagbegleitendes Stöhnen auskam, glich aus. „Danach waren alle Spiele eng, leider konnte ich keines mehr für mich entscheiden.“

„Im zweiten Satz habe ich einen Gang hochgeschaltet und, wie ich finde, hochklassiges offensives Tennis gespielt“, ordnete Tristan Reiff das Geschehen ein. Unzufrieden stimmte ihn lediglich, dass er seinen Kontrahenten noch mal hatte herankommen lassen. „Ich hätte das 4:1 machen müssen, dann hätte ich den Satz wahrscheinlich schneller gewonnen.“ Zeit und Kraft zu sparen, wäre durchaus in seinem Sinne gewesen – immerhin hatte er schon am Vormittag auf dem Platz gestanden, um das Halbfinale gegen Elias Peter zu Ende zu bringen. Am von einer langen Regenunterbrechung begleiteten Vortag konnte dieses Duell als einziges nicht beendet werden; als es zu dunkel wurde, führte der Alzeyer mit 7:6 und 2:3. Nach Wiederaufnahme der Hängepartie am Finaltag blieb das Match so umkämpft wie zuvor, Reiff gewann den zweiten Satz mit 7:5 und den Matchtiebreak mit 10:7.

„Das war ein echt harter Battle, auch mental. Ich hatte ja auch nur etwas mehr als fünf Stunden geschlafen, bevor wir wieder nach Mainz mussten“, sagte Reiff. Schon in seinem ersten Spiel im Achtelfinale habe er hart kämpfen müssen, um TSC-Altmeister Nikolas Rizzi mit 6:2, 6:2 niederzuringen.

Der Matchtiebreak des Endspiels nahm die vorentscheidende Wende, als Amling aus einem 2:4 ein 5:4 machte, die knappe Führung jedoch prompt abgab und mit 5:8 ins Hintertreffen geriet. Ein Ass zum 7:8 blieb der letzte Punkt der Nummer eins, es folgten ein Return ins Aus und ein Rahmentreffer – danach stand Tristan Reiff nach seinem ersten Finaleinzug vor einem Jahr erstmals als Rheinland-Pfalz-Meister fest.

„Das lässt auch für die Medenrunde hoffen“, sagte der Rheinländer, der am nächsten Wochenende noch einmal für die Zweite Mannschaft seines Klubs in der Verbandsliga aufschlagen wird und dann mit Bad Emser Ersten einen Hattrick schaffen will: „In den beiden vergangenen Jahren waren wir Oberligameister, sind aber in den Aufstiegsspielen gescheitert. Jetzt wollen wir erneut angreifen – und wenn es wieder zum Titel reicht, auch in die Regionalliga.“

Peter H. Eisenhuth

Die Ergebnisse, Tableaus und weitere Infos findet ihr hier.

Siegerehrung der Herren v.l.: Alexandra Mihai (Sportwartin des TV Rheinhessen), Titelträger Tristan Reiff, Vizemeister Max Amling und TVRP-Verbandssportwart Andreas Germei ©Hermann Recknagel

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