Springe zum Seiteninhalt

Aktive   Turniere   Tennisverband Rheinland-Pfalz  

08 - 11. Juni 2023
Für den Notfall immer einen Plan B

Steffen Hillenmeier dominiert das Finale der rheinland-pfälzischen Tennismeisterschaften und bezwingt den zehn Jahre jüngeren Tristan Reiff (TC BW Bad Ems) mit 6:2 und 6:3. Damit holt sich der Oberligaspieler des TSC Mainz den Titel – und das in seinem ersten Herren 30-Jahr. Martina Markov ist erstmals rheinland-pfälzische Tennismeisterin der Damen. Dank klarer Leistungssteigerung gegenüber dem Halbfinale setzt sich die Ingelheimerin im Endspiel gegen Liv Maja Röstel (TC RW Kaiserslautern) souverän mit 6:3, 6:1 durch. Eine Sonderstellung im Turnier nimmt die Oppauerin Anne Zehetgruber ein.

Neue Rheinland-Pfalz Meisterin der Damen: Martina Markov ©Hermann Recknagel

Mainz. Eine gute halbe Stunde lang hatte Steffen Hillenmeier sich am Sonntagmorgen mit Daniel Kirchner, seinem Mannschaftskollegen vom TSC Mainz, eingespielt. Nicht locker zum Warmwerden, sondern „er hat schon ganz schön draufgehauen“, berichtete der zwei Tage zuvor im Achtelfinale am Turnierfavoriten gescheiterte Sparringspartner.

Und das bekam anschließend Tristan Reiff zu spüren: Im Finale der Rheinland-Pfalz-Meisterschaften ließ der an Position eins gesetzte Hillenmeier gegen die Nummer zwei vom TC Blau-Weiß Bad Ems lediglich zu Beginn des zweiten Satzes Zweifel an einem glatten Sieg aufkommen – zerstreute diese aber rasch und gewann mit 6:2, 6:3 das Match und auch den Titel. Und das in seinem ersten Herren-30-Jahr. „Das ist bemerkenswert“, sagte Jan Hanelt, der Präsident des Tennisverbands Rheinland-Pfalz, bei der Siegerehrung.

Das Endspiel der Herren war nicht das beste Match, das den Zuschauern während der vier Tage auf der TSC-Anlage am Ebersheimer Weg geboten wurde. Dafür agierte der Lokalmatador wie während des gesamten Turniers zu stabil, zu überlegen. Und Reiff bot zum Abschluss nicht seine stärkste Leistung; die hatte er im Halbfinale am Samstagabend beim 3:6, 7:5, 10:8 gegen den Mutterstadter Max Amling auf den Platz gebracht.

Auch aus der Defensive heraus präzise

„Das war mega gut, ein richtig starker Kampf gegen einen richtig starken Gegner“, sagte er in seiner Turnierbilanz. Auf Hillenmeiers Spielweise hingegen sei er nicht vorbereitet gewesen. „Wir sind noch nie aufeinandergetroffen, und er hat mich taktisch gut ausgespielt.“

Der Mainzer wiederum hatte Reiff nach seinem mit 6:3, 6:1 gewonnenen Vorschlussrundenmatch gegen Niklas Noll (TC Pfeddersheim) noch kurz zugeschaut, aber mehr aus Interesse am Ausgang des Matches als zwecks gezielter Einstimmung auf den Gegner. Hillenmeier ist selbstbewusst genug, um zu sagen: „Wenn ich eine ordentliche Leistung abrufe, kann ich auch mitspielen.“

Von Beginn an ließ er keine Zweifel daran aufkommen, dass er das Geschehen bestimmen wollte. Auf den ersten Blick schienen die beiden Kontrahenten einander in Sache Schlaghärte in nichts nachzustehen, die präziseren Bälle auch aus der Defensive heraus spielte allerdings der Mainzer. Das verhalf ihm früh zum ersten Break (2:1), erst zum 5:2 gab er im ersten Satz noch ein Spiel ab.

Reiff wird mutiger

In Schwierigkeiten brachte Hillenmeier seinen Gegner zudem mit einer Reihe von Vorhandstopps, die lange Zeit nur zwei Verläufe kannten: Entweder Reiff sprintete vergebens oder Hillenmeier hatte eine Plan B für den selteneren Fall, dass der Ball zurückkam. Dann punktete er wahlweise mit einem Crossschlag auf die freie Seite, einem Longlineball oder einem Lob. Mit zwei solcher Aktionen drehte er beispielsweise bei eigenem Aufschlag ein 0:30 zum 40:30 und dem Spielgewinn zum 5:1. Den Satz beendete er schließlich mit einem Ass.

Doch Reiff kämpfte, und er stellte seine Herangehensweise um. „Ich wollte öfter ans Netz gehen“, sagte er, „das hat ja auch eine Zeitlang gut geklappt.“ In der Tat gelang diesmal ihm ein Break zur 3:1-Führung, Hillenmeier kam mit dem aggressiveren, mutigeren Auftreten des Bad Emsers zunächst nicht zurecht. „Es war klar, dass er mehr Druck machen würde, er hat auch einige Bälle besser getroffen als im ersten Satz. Deshalb ist der zweite erst mal in die falsche Richtung gelaufen, das war nicht so entspannt.“

Lange lief er jedoch nicht hinterher, weder den punkteträchtigen Stopps, die jetzt Reiff einstreute, noch dem Rückstand. Im Gegenteil: Der Mainzer holte sich prompt das Rebreak zum 2:3 („Das war mein Glück“), gewann das eigene Aufschlagsspiel („Das war wichtig“) und legte ein weiteres Break nach, indem er dem aufgerückten Reiff den Ball zweimal exakt vor die Füße spielte und am Ende von einem Doppelfehler profitierte.

Zweiten Matchball verwandelt

Wer Hillenmeier kennt und Reiffs Tagesform richtig einschätzte, wusste, dass mit dem 4:3 die Entscheidung gefallen war. „Um eine Chance auf den Matchtiebreak zu haben, hätte ich meine Führung bei eigenem Aufschlag auf 4:1 ausbauen müssen“, sagte Tristan Reiff. „Das ist mir leider nicht gelungen.“

Steffen Hillenmeier verwandelte seinen zweiten Matchball mit einem Überkopfball, es war gleichzeitig das dritte Break, das er sich im zweiten Satz holte. „Bei 5:3 wollte ich zumachen und es nicht noch mal auf meinen Aufschlag ankommen lassen.“ Den Siegerscheck über 1000 Euro nahm er gerne entgegen, das Lob des Verbandspräsidenten ebenfalls.

Reiff wiederum zeigte sich bei aller Enttäuschung über das verlorene Endspiel zufrieden mit seiner Turnierleistung und hob den Wahrheitsgehalt der tröstenden Worte Jan Hanelts („Du bist noch jung, du hast noch Zeit“) hervor: „Das stimmt, ich bin gerade erst 20 geworden. Ich habe vor zwei Wochen die Rheinland-Meisterschaften gewonnen und stand hier erstmals im Finale. Ich hoffe und bin zuversichtlich, dass ich im nächsten Jahr den nächsten Schritt machen und auch die Rheinland-Pfalz-Meisterschaften gewinnen kann.“

 

Haken dran

Was mit langen Grundlinienduellen begann, nahm im zweiten Satz gehörig an Fahrt auf und endete mit einem Ass – danach stand Martina Markov als rheinland-pfälzische Tennismeisterin fest. Mit 6:3, 6:1 setzte sich die 19-Jährige im Finale gegen die ein Jahr jüngere Liv Maja Röstel (TC Rot-Weiss Kaiserslautern) durch.

Vergessen war das mühevolle Halbfinalmatch gegen Jil Hassinger (TC Weiss-Rot Speyer), über das sie am liebsten den Mantel des Schweigens gedeckt hätte. „Jeder zweite Ball war ein Fehler“, sagte Markov – was ein Grund für den Verlust des ersten Satzes mit 1:6 war. Zwar setzte sich die Nummer zwei der Setzliste gegen die Nummer sieben in den folgenden Durchgängen mit 6:4 und 10:4 durch. Aber ihr war klar, dass sie sich steigern musste, um am Sonntag im Endspiel gegen Überraschungsfinalistin Röstel keine böse Überraschung zu erleben.

Und Markov steigerte sich. Von Samstag auf Sonntag und im Verlauf des Finales, wobei ihr Aufschwung mit einer erhöhten Fehlerquote ihrer Konkurrentin einherging. In der Phase, in der im Kampf um die einzelnen Punkte noch viel Geduld gefragt war, verschaffte sich die Ingelheimerin mit dem Break zum 3:2 einen ersten Vorteil. Auch, weil sie die ausdauernden Ballwechsel mal mit einem unerwarteten Stopp durchbrach.

Röstel trägt‘s mit Fassung

Doch Röstel ließ sich nicht beeindrucken, sondern nahm prompt Markov den Aufschlag ab. Bis zum Ende des Durchgangs verliefen die Spiele knapp, die Favoritin hatte stets das bessere Ende für sich. Danach war der Punkt, an dem sie überzeugt war, dass nichts mehr anbrennen würde, schnell erreicht: „Nach dem 1:0 im zweiten Satz war ich mir relativ sicher“, erzählte sie nach der Siegerehrung. „Bis dahin hatte es viele enge Momente gegeben, das war nicht einfach. Aber dann habe ich ziemlich souverän gespielt.“

Das war gut für sie, schlecht für Röstel und etwas bedauerlich für die Zuschauer, die gerne einen weniger einseitigen zweiten Durchgang gesehen hätten. Die unterlegene Pfälzerin trug’s mit Fassung. Klar, wer am Vorabend die Nummer eins ausgeschaltet hat, der rechnet sich gegen die Nummer ebenfalls eine Siegchance aus. „Und wenn man im Finale steht, will man es auch gewinnen. Aber Martina hat sich mehr und mehr gesteigert und war einfach klar besser als ich.“

Jetzt ein paar Turniere spielen

Es mochte auch mit ihren harten Matches in Viertel- und Halbfinale zu tun haben, dass Röstel im zweiten Satz nach dem Ausgleich zum 1:1 nichts mehr zuzusetzen hatte. Gegen die an drei gesetzte Vorjahresfinalistin Aiva Schmitz (TC Landstuhl) war sie nach 0:6 zurückgekommen und mit 7:5, 10:2 vom Platz gegangen. Im Halbfinale gegen Turnierfavoritin Sarah Müller (BASF TC Ludwigshafen) ging es noch enger zu. Röstel gewann 6:4, 4:6, 10:8. „Die beiden Partien waren sehr anstrengend“, sagte Röstel.

Mit den Leistungen, die sie in den Tagen auf der Anlage des TSC Mainz abgeliefert hatte, könne sie ungeachtet der abschließenden Niederlage sehr zufrieden sein. „Das war schon, als ich gegen Aiva gewonnen hatte. Alles, was dann noch kam, war eine Zugabe. Und als Achte der Setzliste ins Finale zu kommen, ist auch nicht schlecht.“

Derweil Liv Maja Röstel vom nächsten Wochenende an in der Oberliga aufschlagen wird, ist Markovs Medenrundensaison, die für sie mit einer 5:2-Bilanz und für ihre Mannschaft auf dem zweiten Platz endete, seit dem letzten Regionalligaspieltag abgeschlossen. Ein paar Turniere wolle sie in den nächsten Wochen spielen, auch international, kündigte sie an.

Zunächst aber freute sich die Ingelheimerin, erstmals rheinland-pfälzische Meistern bei den Damen geworden zu sein. In der Jugend hatte sie einige Titel gewonnen, Rheinhessenmeisterin der Frauen war sie ebenfalls schon. „Jetzt kann ich auch hinter dieses Turnier einen Haken setzen.“

Nur eine im vorigen Jahrtausend geboren

Eine Ausnahmestellung in der Damenkonkurrenz kam Anne Zehetgruber zu. Unter allen Teilnehmerinnen war sie die einzige, deren Geburtstag vor der Jahrtausendwende lag. 1994 zur Welt gekommen und acht Jahre älter als die zweitälteste Akteurin, ging die Oberligaspielerin des TC Oppau am Ebersheimer Weg als Seniorin durch. „Ich habe mich auch schon gewundert, wo die anderen sind, in den vergangenen Jahren waren immer noch ein paar Ältere dabei“, sagte Zehetgruber. „Aber ich bin es mittlerweile gewohnt, ständig auf jüngere Gegnerinnen zu treffen.“

Das sei auch so lange in Ordnung, wie sie mithalten könne. „Wenn ich meine Leistung nicht mehr brächte, würde es keinen Spaß machen. Aber so lange das noch funktioniert, freut es mich, dabei zu sein und zu sehen, wie der Nachwuchs groß wird.“

In Mainz hielt sie mit. Als Nummer fünf ins Turnier gegangen, rang sie im Achtelfinale die 13 Jahre jüngere Allegra Junge mit 4:6, 6:1, 10:7 nieder. Dieses Match steckte ihr noch den Knochen, als sie auf Markov traf, der sie mit 3:6, 4:6 unterlag.

Neuer Rheinland-Pfalz Meister der Herren: Steffen Hillenmeier ©Hermann Recknagel
Finalist Tristan Reiff ©Hermann Recknagel
©Hermann Recknagel
Tristan Reiff (links) und Steffen Hillenmeier (rechts) mit dem Geschäftsführer von Lotto Rheinland-Pfalz, Jürgen Häfner ©Hermann Recknagel
Titelträgerin der Damen, Martina Markov. ©Hermann Recknagel
Finalistin Liv Maja Röstel ©Hermann Recknagel
Rheinland-Pfalz Meisterin Martina Markov und Vizemeisterin Liv Maja Röstel ©Hermann Recknagel

Top-Themen der Redaktion

Delegiertenversammlung 2024

Jan Hanelt, seit 2019 Präsident des Tennisverbands Rheinland-Pfalz, übergibt die Amtsgeschäfte an seinen ständigen Vertreter Ulrich Klaus. Warum, erläuterte er der…

Vereinspokal

TVRP Vereinspokal - Startschuss in die neue Saison

Der im letzten Jahr zum zweiten Mal ausgetragene TVRP Vereinspokal war erneut ein voller Erfolg. Über 160 Mannschaften duellierten sich im Aktiven- und Seniorenbereich von Juli bis…