Staatliche Förderungen

Anders als der von der Totoförderung von Anfang an bevorzugte Fußball63 blieb Tennis vor dem ersten Mitgliederboom Anfang der siebziger Jahre weitgehend auf Eigenleistungen und geringfügigen Hilfen aus zweiter Hand angewiesen.64 Man darf annehmen, daß ihm im "Goldenen Plan", der aus dem beginnenden "olympischen Medaillenkrieg" der Blockstaaten geborenen Sportstättenförderung,65 nur eine zweitrangige Rolle zugeschrieben wurde,66 zumal der Tennissport erst 1987 wieder in das olympische Wettkampfprogramm aufgenommen wurde.67 

Die Fördersituation der Vereine besserte sich erst in den siebziger Jahren, als das Land mehr Mittel für den Bau der Vereinsanlagen ausschüttete. Politiker wie der Landtagsabgeordnete Peter Haberer gelangten zu der Auffassung, "daß der Tennissport sich unaufhaltsam zu einem Volkssport entwickel(t)e. Während dies in einigen Ländern der Welt, etwa in Australien oder in den Vereinigten Staaten von Nordamerika schon seit längerem geschieht, gibt es in der Bundesrepublik Deutschland jedoch immer noch entscheidende Barrieren für die ausreichende Verbreitung dieser lebensbegleitenden Sportart."

In ihrer Antwort belegte die Landesregierung, die in den Jahren 1974 bis 1977 erhöhten Förderleistungen des Landes für den Bau von Tennisanlagen. Allerdings" sollten die Tennisvereine nun

"von sich aus die verstärkten Hilfen durch die öffentliche Hand u.a. auch dazu nutzen, die angedeutete Entwicklung des Tennissports zum Volkssport durch geeignete Maßnahmen wie die Festsetzung leistungsgerechter und volkstümlicher Mitgliedsbeiträge nach Kräften unterstützen."68 (Dokumentation Nr. 4 + 6)

Die durch den Mitgliederzuwachs auf den Vereinsanlagen entstehende Raumnot ließ die Vereine buchstäblich "aus allen Nähten platzen", so daß eine ganze Reihe von ihnen dem frühen Beispiel des Mainzer Tennis- und Skiklub von 196969 befolgen mußten und sich zu unpopulären Notmaßnahmen wie befristete Aufnahmestops und Wartelisten durchrangen.70 

1971 wurde in Germersheim eine der ersten aus Zuschüssen des Goldenen Planes finanzierten Tennishallen in Betrieb genommen. Die immer noch heftig umstrittene gesellschaftliche Bedeutung des Tennissportes trat in der Planungsphase offen zutage: nachdem die Bezirksregierung noch im März 1970 die 280 00 Mark Zuschuß des Landes verweigert hatte, mußte der Germersheimer Bundestagsabgeordneten Albert Leicht persönlich beim Bundesfinanzminister vorsprechen, ehe der Bund die Freigabe eines Grundstückes erteilte und damit auch den Zuschuß des Landes sicherstellte. Trotzdem belief sich der Eigenkostenanteil des Vereins neben den jährlichen Betriebskosten (30 000 Mark) und der Jahrespacht (6000 Mark) immer noch auf 100 000 Mark!71 

In Ludwigshafen konnte der Park-Tennisklub die Schadensregulierung seiner mehrfach durch Hochwasser zerstörten Clubanlage (375 000 Mark Gesamtschaden 1978) erträglicher gestalten, nachdem das Land aus dem Goldenen Plan 200 000 Mark beigesteuert hatte. Die Restkosten finanzierte er mit einem Sparkassendarlehen von 175000 Mark, dessen Rückzahlung ihn noch bis in die 80er Jahre verschuldete.72 1972-73 erhielt der Tennis- und Skiklub Mainz für sein 660 000 Mark teures Projekt (Clubhaus mit Umkleiden, Platzwartwohnung, 3 neue Plätze mit Flutlicht) aus dem Goldenen Plan einen Landeszuschuß von 140 000 Mark, so daß auch er für den Restbetrag selbst und durch die Aufnahme eines hohen Bankkredites aufkommen mußte.73 Nicht viel anders dürfte die Situation bei einer ganzen Reihe neuer Vereinshallen vom Ende der siebziger bis Mitte der achtziger Jahre gewesen sein.74 

Trotz der enormen Mitgliedersteigerung begann sich die Auffassung von der "lebensbegleitenden" Qualität des neuen "Volkssportes" Tennis erst gegen Ende der 70iger Jahre durchzusetzen.75 Die daraufhin dem Leistungssport bewilligten Zuschüsse ermöglichte die Einrichtung spezieller Leistungszentren. Auf Initiative des Kaiserslauterner Oberstudiendirektors Dr. Norbert Zink, Schulleiter, und unter Mithilfe der Verbandspräsidenten Georg Frischknecht (Pfalz) und Dr. Helmut Steigleiter (Rheinland-Pfalz-Saar) begann 1978 das Pilotprojekt "Talenförderung durch Sportklassen" am Heinrich-Heine Gymnasium Kaiserslautern. In konzeptioneller Anlehnung an die seit 1967 entstandenen Sportinternate sollten talentierte Nachwuchssportler, zunächst Tennisspieler und Judokämpfer, innerhalb ihrer schulischen Ausbildung spezifische Trainingsprogramme absolvieren, ohne dabei ihre übrigen sozialen und familiären Bindungen zu verlieren. Die prominentesten Schüler sind die Federationscupsiegerin Silke Meier (1987) und die beiden Daviscupgewinner Eric Jelen und Patrik Kühnen (1988-89).76

Die Anfang der achtziger Jahre in den Sportstättenbau einfließende Umweltpolitik brachte eine Reihe neuer Bauvorschriften zur Reduzierung der Lärmbelästigung in der Nachbarschaft von Tennisanlagen, die eine vorübergehende Verteuerung der Bau- und Erhaltungskosten herbeiführte. Unrühmlicher Höhepunkt war der 1982 in letzter Instanz erfolgte Beschluß des Bundesgerichshofes zum sogenannten "Tennisplatzurteil" in Schlitz (Hessen). Dieses Urteil führte zur Schließung bzw. zu empfindlichen Zeitbeschränkungen für die Benutzung von Tennisanlagen.77 

Der nach den internationalen Erfolgen von Boris Becker und Steffi Graf Mitte der achtziger Jahre neu einsetzende Mitgliederboom verstärkte den Bedarf neuer Anlagen,78 woraufhin die Länder ihre Zuschüsse nochmals erhöhten: 

Bis 1998 entstanden in Rheinland-Pfalz 3217 Tennisplätze und 495 gedeckte Hallenplätze. 

Der Förderungsanteil des Landes belief sich in den Jahren 1975 bis 1998 auf 33 268 000, die in den Bau und die Unterhaltung von 969 Tennisplätzen, 161 Umkleideräumen oder Clubhäusern, 7 Tennishallen und 15 Sanierungsmaßnahmen von Tennisanlagen flossen. 

Allein 1987 förderte das Land 53 Tennisplätze, 10 Clubhäuser und 3 Hallen. Hinzu kamen noch Mittel aus dem Sonderprogramm für kleinere Baumaßnahmen und andere Maßnahmen der Verbände, die ebenfalls von den Tennisvereinen ausgeschöpft wurden .79

Eine dominierende Rolle spielte auch der Leistungssport: 1992 verpflichtete der Tennisverband einen hauptamtlichen Trainer, der seine Tätigkeit auf die Leistungszentren in Ludwigshafen, Frankenthal und Koblenz konzentriert. Hier entstand 1997 auf der Karthause eine 3 Felder-Halle mit Freiplätzen, Geschäfts- und Seminarräumen, bei deren Finanzierung das Land den Verband mit 680 000 DM unterstützte. 

Zu erwähnen sind hier auch die von dem Tennisverband Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem DTB 1998 zum zehnten Male in Mainz-Finthen veranstalteten Nationalen Hallen-Tennismeisterschaften (jetzt Deutsche Meisterschaften), bei denen unter anderem Steffi Graf (3 mal), Michael Stich, Patrick Kühnen und Eric Jelen siegten.80

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