Unter der Kontrolle der Militärregierung

Die überzogen harte Sportpolitik der französischen Besatzung äußerte sich in einer betont formalistischen Handhabung der durch den Kontrollrat der Alliierten am 17. Dezember 1945 erlassenen Direktive Nr. 23, 

 die auf die völlige Entnazifizierung und Entmilitarisierung des Deutschen Sports abzielte. Trotz der offensichtlichen Vorliebe der Besatzungstruppen für den Tennissport ersparten sie den deutschen Vereinen nicht die Hürde des Zulassungsverfahrens, dessen Ablauf am Beispiel des Tennis- und Skiklubs Mainz in der anhängenden Dokumentation (Nr.2) beschrieben wird. 

Aufgrund der Allsportvereins-Verordnung13 mußten in kleineren Gemeinden eine Reihe von Tennisvereinen mit anderen Sportvereinen in Fusion gehen. In Bad Ems bildeten die Tennisspieler zunächst eine Abteilung im Verein für Leibesübungen, ehe sie am 28. Juni 1948 den TC Blau-Weiß Bad Ems gründeten.14 In Grünstadt eröffnete der ehemalige Tennisclub Anfang 1949 eine Tennisabteilung im Allgemeinen Sportverein.15 Als einer der größten Mainzer Sportvereine mußte der Tennis- und Skiklub eine dritte Abteilung für Tischtennis eröffnen.16 In Ludwigshafen erreichte die BASF-Werksleitung die Wiedergründung ihres Tennisclubs erst nach "langwierigen Verhandlungen", an denen die Militärregierung. die französische Werksadministration und die deutsche Polizeidirektion teilnahmen.17 Die größten Schwierigkeiten bereitete die Wiederzulassung dem TC Neuwied. Erst zweieinhalb Jahre nach dem ersten Gründungsantrag erlaubte die Militärregierung die Gründung des Tennisclubs, da sie offenbar lieber selbst die von ihren Soldaten seit 1946 bespielten Vereinsanlagen benutzten wollte, als sie dem Eigner zurückzugeben. Dadurch hinderten sie den Clubvorstand sogar an der Einhaltung des vorgeschriebenen Antragsverfahrens. "Da dem Club nur ein Platz zur Verfügung steht," schrieb der Vorstand in seinem Zulassungsantrag vom 24. Juli 1948, "kann ein festes sportliches Programm für diese Jahr nicht entwickelt werden."18 

Auch in Germersheim, Landau, Neustadt und Montabaur reservierten sich das Truppenkommando Vereinsspielplätze für das Tennisspiel ihrer Soldaten,19 die in Montabaur aber bevorzugt Basketball spielten, ehe ihnen der TC eine Ausweichmöglichkeit auf einem Schulsportplatz verschaffte.20 Kaum wiedererkennen konnten die Mitglieder des TC Andernach ihre Tennisplätze, nachdem sie die Amerikaner zu einem "Parkraum für ihre Militärfahrzeuge" umfunktioniert hatten,21 wie sie es auch auf dem Tennisplatz des TC Wildbad (Traben-Trarbach) praktizierten, bevor die französische Besatzung dort einen "Bolz- und Tummelplatz" für ein Kinderheim einrichtete, den sie zuletzt als Holzlager benutzte.22 

Bei der Entnazifizierung scheinen die Militärbehörden den Tennisvereinen gegenüber eine ähnliche Strenge gezeigt haben wie gegen die als "Wehrsportvereine" eingestuften Turner, Schützen und Schwerathletikvereine.23 Jahre später noch erinnerte sich Karl Heinz Heuchemer, Gründungsmitglied des TC Bad Ems und Mitbegründer des Verbandes, an die "Entnazifzierungswäsche" der Besatzungsbehörden,24 die auch den Speyerer TC vierteljährlich mit ihren Entnazifierungsbögen belästigten.25 Mit einem Trick umging der TC Wildbad, in dessen Vorstand "überdurchschnittlich" viele NS-Offiziere vertreten waren, die bürokratische Schwelle, indem er sich als Unterabteilung vorübergehend an die Casinogesellschaft anschloß.26 Ausnahmebeispiele bestätige den zweifelhaften Erfolg der Säuberung des Sports, die von den Behörden je nach persönlicher Neigung und politischem Kalkül höchst unterschiedlich gehandhabt wurde.27 Anders als viele Vereine nämlich stand die Trierer Tennisvereinigung durch ihr Mitglied Rudi Wingender bald "in einem sehr guten Kontakt mit den Franzosen," der bald nicht nur die Aufnahme gegenseitiger
Freundschaftsspiele, sondern 1954 die Mitbenutzung der von dem Ortskommando in der Kaserne "Casablanca" 1954 errichteten Tennishalle ermöglichte.28

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