Australian Open: Friedsam steht im Achtelfinale
Das ist der bisher größte Erfolg ihrer Karriere: Anna-Lena Friedsam hat erstmals das Achtelfinale eines Grand Slam-Turnieres erreicht.
Die 21-jährige Rheinland-Pfälzerin besiegte bei den Australian Open in einem bemerkenswerten Match US-Open-Finalistin Roberta Vinic 0:6, 6:4, 6:4 und trifft nun auf die Polin Agnieszka Radwanska, in Melbourne an Position vier gesetzt.
So ausgelassen sieht man Anna-Lena Friedsam nicht häufig. Bange Sekunden waren noch zu überstehen, ehe per Hawk-Eye die Entscheidung bestätigt wurde. Roberta Vincis Rückhand-Slice war knapp neben der Seitenlinie im Aus gelandet. Matchball verwandelt. Die junge Deutsche bleibt mitten auf dem Platz stehen, streckt beide Arme nach oben, ungläubiges Kopfschütteln, ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Shake-Hands mit Gegnerin und Schiedsrichter. Dann schreit Friedsam ihre Freude heraus, hüpft freudig auf den Court, reckt jubelnd beide Fäuste in die Luft, lässt sich von den Zuschauern feiern und genießt einfach nur den Moment. Kurz darauf gibt sie in ersten Interviews zu, dass sie gar nicht beschreiben könne, wie gut sich das anfühle.
Dabei schien das Überstehen der dritten Runde zunächst weit weg zu sein. Im ersten Satz lief gegen die an Position 13 gesetzte Italienerin vor der imposanten Kulisse in der Hisense Arena, dem zweitgrößten Platz im Melbourne & Olympic Parks nix zusammen. Friedsam war überhaupt nicht drin im Match, 20 unerzwungene Fehler waren dafür ein Indiz. Umso beeindruckender war ihr Comeback. Jetzt mehr denn je in dem Bewusstsein, nichts verlieren zu können, sammelte sich die junge Tennisspielerin aus dem Porsche Talent Team Deutschland, bewegte sich nun besser und fand in ihr Spiel. Zurück zu ihren Stärken.
Mit jedem Winner stieg das Selbstbewusstsein. Zu Beginn des zweiten Satzes glänzte Friedsam plötzlich mit starken Bällen, bewies Geduld und Mut gleichermaßen, befreite sich mit Winnern aus der Defensive und holte sich so zwei Breaks zur schnellen 4:0-Führung. Vinci hielt dagegen, drei Satzbälle musste die Herausforderin gegen die erfahrene Italienerin – aktuell die Nummer 15 in der WTA-Weltrangliste – laufen lassen. Bis zum 5:4 und eigenem Aufschlag. Mit einem Ass beendete Friedsam den zweiten Durchgang.
Und behielt ihre spielerische Linie. Wieder durfte sie beim Stande von 5:4 servieren und nutzte diesen Vorteil in überzeugender Art und Weise. Zu Null schnappte Anna-Lena Friedsam sich dieses Match und machte damit ihre erste Achtelfinal-Teilnahme bei einem der vier großen Major-Turniere perfekt. Auf der Tribüne klatschten Fed Cup-Chef Barbara Rittner und ihr Coach Sascha Müller begeistert Beifall. „Das war der Hammer“, lobte Müller seinen Schützling. Im ersten Satz habe Friedsam wohl auch aufgrund der Kulisse die taktischen Vorgaben noch nicht umsetzen können. „Aber ab dem zweiten Satz war es mit das beste Match, was ich jemals von Anna gesehen habe! Sowohl spielerisch, taktisch als auch kämpferisch war das die Note 1!“
Schon bis dahin hatte die Rheinland-Pfälzerin beim Turnier in Melbourne überzeugt. In der ersten Runde musste sie sich beim 7:6, 2:6, 6:1 über die 34-jährige Spanierin Lourdes Domínguez Lino (WTA-99.) mächtig strecken. „Die Gegnerin mit ihrem erstklassigen Defensivverhalten Anna das Leben sehr schwer gemacht. Aber Anna konnte sich mit einer tollen kämpferischen Leistung durchsetzen“, berichtete Müller. Im zweiten Match ließ Friedsam Qualifikantin Qiang WANG (WTA-102) aus China beim 6:3, 6:4 keine Chance. Die 21-Jährige bestimmte durchweg das Geschehen. Müller: „Das haben wir eine tolle und selbstbewusst aufspielende Anna gesehen.“
Selbstbewusst kann Friedsam nun auch die Achtelfinalpartie gegen die aktuelle Nummer vier der Weltrangliste, Agnieszka Radwanska, angehen. Die Rollen sind klar verteilt. Erst zu Jahresbeginn beim Turnier in Shenzen hatte sich Friedsam der Polin in zwei Sätzen geschlagen geben müssen. Der Vorteil: Die junge Herausforderin weiß nun, was auf sie zukommt. Müller: „Unsere Vorbereitung ist super gelaufen und wir konnten viele Dinge erarbeiten, die Anna Lena nach und nach ins Match transportiert bekommt. Darauf sind wir stolz und freuen uns jetzt schon auf das Match gegen Radwanska.“
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