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Davis Cup & Fed Cup nicht im TV – warum?

Wer sämtliche Auftritte der deutschen Davis Cup- und Fed Cup-Teams verfolgen möchte, wird im Fernsehen nicht fündig. Live gibt es alle Matches seit einem Jahr nur beim kostenpflichtigen Streamingdienst DAZN. Der Deutsche Tennis Bund erklärt die Hintergründe und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Foto: DTB/Jürgen Hasenkopf

Am vergangenen Wochenende ist das deutsche Davis Cup-Team durch einen 3:1-Auswärtssieg gegen Australien erstmals seit 2014 ins Viertelfinale eingezogen. Ein großer Erfolg – den nur wenige Tennisfans in Deutschland miterleben konnten, nicht nur aufgrund der Zeitverschiebung von neun Stunden. Sondern auch, weil die Matches von Alexander Zverev & Co. live im frei empfangbaren Fernsehen nicht stattfanden. Das ZDF war mit einem Team vor Ort, zeigte in seinen Sportsendungen sowie in Morgen- und Mittagsmagazinen kurze Ausschnitte der Partien und Interviews aus Brisbane. Die kompletten Matches waren jedoch nur beim Rechteinhaber, dem bezahlpflichtigen Online-Streamingdienst DAZN, zu sehen.

Auch wenn das Porsche Team Deutschland am Samstag und Sonntag in Minsk gegen Weißrussland um den Einzug ins Fed Cup-Halbfinale kämpft, wird es Livebilder ausschließlich beim Rechteinhaber geben.

Warum gibt es keine Übertragungen mehr auf ran.de oder tennis.de?

Der Hintergrund dieser Rechtesituation ist komplex. Als 2013 die Kooperation zwischen dem Deutschen Tennis Bund und der Sendergruppe ProSiebenSat.1 geschlossen wurde, hatte der DTB die TV-Lizenzen für Davis Cup und Fed Cup vom Internationalen Tennis Verband (ITF) bis einschließlich 2015 erworben. Bereits im Februar 2014 einigte man sich auf eine Verlängerung um ein weiteres Jahr bis Ende 2016. In diesem Zeitraum wurden sämtliche Begegnungen der deutschen Tennis-Nationalmannschaften durch den Medienpartner ProSiebenSat.1 entweder im frei empfangbaren Fernsehen oder im kostenlosen Livestream auf ran.de bzw. tennis.de gezeigt.

Mit Beginn des Jahres 2015 hat der Weltverband seine Übertragungsrechte an das katarische Unternehmen beIN Sports verkauft. Das Rechtepaket für den deutschen Markt liegt aufgrund der vorherigen Vergabe an den DTB bzw. ProSiebenSat.1 erst seit 2017 bei beIN Sports. Das Unternehmen hat mit der Agentur Perform, die auch die TV-Rechte der WTA-Tour vermarktet, einen Dreijahresvertrag für die Übertragungsrechte am Davis Cup und Fed Cup in Deutschland, Österreich und der Schweiz geschlossen – also bis einschließlich 2019. Die Plattform DAZN gehört zu Perform, deshalb ist es wenig überraschend, dass der Streaming-Dienst seit Anfang vergangenen Jahres als neuer „Big Player“ bei den Übertragungen in Erscheinung tritt.

Sind TV-Übertragungen damit komplett ausgeschlossen?

Nein, Fakt ist: Wie beim Davis Cup-Erstrundenduell gegen Belgien in Frankfurt Anfang 2017, als der Hessische Rundfunk das Doppel am Samstag zeigte, oder beim Fed Cup-Relegationsduell gegen die Ukraine, als der SWR einzelne Matches live zeigte, ist es auch künftig möglich, dass kurzfristig sogenannte Sublizenzen durch andere Sendeanstalten, beispielsweise öffentlich-rechtliche Sender, erworben werden. Klar ist allerdings auch: Der Deutsche Tennis Bund hat darauf ebenso wenig Einfluss wie auf die allgemeine Rechtevergabe der ITF. Ebenso genießt der DTB keine finanziellen Vorteile durch die Entscheidung des Weltverbandes.

Wie verhält es sich mit Free-Streams?

Als das Davis Cup-Team im vergangenen September in Lissabon gegen Portugal spielte und kein TV-Sender Live-Übertragungen des Relegationsduells in Erwägung zog, reagierte DAZN. Auf dem Online-Portal spox.com wurden immerhin die zwei Einzel des ersten Tages frei gezeigt. Die Entscheidungen am Samstag und Sonntag blieben dann den Abonnenten (9,99 Euro pro Monat) vorbehalten.

Gegen Australien verschwand der Davis Cup nun erstmals komplett hinter der Bezahlschranke. Weil – auch aufgrund der Zeitverschiebung – kein TV-Sender Sublizenzen für Live-Übertragungen anfragte, aber auch, weil DAZN diesmal darauf verzichtete, einzelne Partien als „Free-Stream“ anzubieten. Eine Entscheidung, die der Deutsche Tennis Bund kritisiert. In einem Statement sagt Dirk Hordorff, DTB-Vizepräsident für Leistungssport und Ausbildung: „Die aktuelle Situation soll und muss sich in Zukunft ändern, damit die Fans Davis Cup und Fed Cup wieder im frei empfangbaren Fernsehen verfolgen können.“

Auch Boris Becker hatte sich am Rande der Davis Cup-Partie in Brisbane zu fehlenden Live-Übertragungen im Fernsehen geäußert. „Ich spüre eine positive Bewegung, aber die braucht natürlich auch Futter. Dass wir ein Match wie Kyrgios gegen Zverev nicht auf den großen Sendestationen im Fernsehen schauen können, ist schade. Wir hoffen, dass wir das zum Viertelfinale vielleicht ändern können“, sagte der Head of Men’s Tennis.

Das Davis Cup-Team trifft vom 6. bis 8. April im Viertelfinale auswärts auf Spanien.

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